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Wer sich zu einem Streifzug zwischen Bergen und Putbus aufmacht, kann sich nach einigem längst Vergessenen auf die Suche begeben. Nehmen wir beispielsweise den Ort Röwenhagen (das auch Rovenhaghen, später Rodenhage oder Rüsterhagen genannt wurde). Dieser Flecken lag übrigens einst zwischen Güstelitz und Mölln-Medow. Südöstlich von dessen Wüstung befindet sich aber der in seinen Grundzügen noch heute erkennbare "Röwenhäger Burgwall". Er wurde zwischen 1846 und 1848 seiner Steine beraubt und im Wesentlichen abgetragen. So ist die zu jener Zeit noch 3-4 Meter hohe Wallanlage, damals um gut die Hälfte reduziert worden.

Interessant ist auch, dass die Anlage, wenn überhaupt, heute nur noch als "Burgwall am Serpin" bezeichnet wird. Diese Umschreibung wiederum verdankt der Wall seiner Lage zur angrenzenden Wiese, die auch als "Sappin" bezeichnet wurde. Entstanden ist sie durch die Trockenlegung eines Sees. Das speisende Wasser wurde über Gräben in Richtung Süden abgeleitet und mündet letztlich in der Ostsee. Allerdings ist die gegenwärtige Wasserführung eher mäßig, so dass sich dass Wasser längst wieder die Lichtung zurück erobert und sich auf der Fläche zu stauen beginnt. Wir erreichen diese über einen östlichen Weg, der von der Straße zwischen Ketelshagen und dem Forsthaus abgeht. Bevor man den noch deutlich sichtbaren Wasserlauf überquert, muss man sich durch das Unterholz in Richtung Norden bewegen.


Schon bald befinden wir uns nun an der südlichen und damit größeren Ausdehnung des Serpin. Seitlich, kurz vor der Waldung, sind mehrere Hochsitze erkennbar, die nahe legen, dass sich hier auch Wild noch bisweilen einstellt. Weiter nördlich können wir sogar Kraniche erkennen, die allerdings mit ihrem vertrauten Schrei und kräftigen Flügelschlägen erst einmal das Weite suchen. Am Waldrand begeben wir uns nun einfach weiter nördlich, so dass wir schon bald auf die letzten Reste der Wallanlagen stoßen. Diese erstreckt sich, gleich einer Sichel, in ihrer Ausrichtung mit dem Rückens in Richtung Westen.

Der Rüganer und Geograph Johann Jacob Grümbke, der mit seinen Streifzügen bereits weit vor uns die Insel erkundete, meinte, dass man vermuten könne, dass die Entstehung des untergegangen Dorfes Röwenhagen in einem direkten Bezug zum Burgwall stehe. Wenn dem so wäre, würde der Name besagen, dass es sich um eine "Hagensiedlung am Burgwall" handle. Aus alten Steuerunterlagen ist auf jeden Fall zu entnehmen, dass sie einst in ihrem Aufkommen wichtig war, dann aber wieder an Bedeutung verlor. Am Ende war die Siedlung lediglich noch ein "Holzwärterkaten" mit etwas Garten- und Ackerland, bis sie1870 endgültig aufgegeben wurde.


Doch zurück zum Burgwall am Serpin: Der in diesem Zusammenhang bereits erwähnte fischreiche Waldsee wurde, wie wir aus alten Unterlagen entnehmen können, bereits im Jahre 1848 abgelassen und über den bereits beschriebenen Wasserlauf entwässert, wodurch sich die beschriebene Wiese entwickelte und entsprechend nutzen ließ. Kurz zuvor, im Jahre 1829 die "Special-Charte der Insel Rügen" durch den pommerschen Naturwissenschaftler Friedrich von Hagenow erstellt (s. Ausschnitt v. Serpin - unten). Auf ihr ist nicht nur Röwenhagen, sondern auch der Serpin-See und der Burgwall deutlich erkennbar. Der Heimatforscher Prof. Dr. Alfred Haas, vermutete übrigens in seiner Abhandlung zur Granitz, dass es sich auch hier um ein Kultstätte oder ein Heiligtum gehandelt haben könnte. Zudem zieht er Parallelen zwischen dem Herthasee in der Stubnitz und dem Serpin - an beiden gibt es Wallerhebungen.


Auch in seinen "Rügenschen Sagen" fand der Ort eine herausragende Erwähnung. So berichtete Haas, dass zur Zeit als sich das Christentum auf der Insel ausbreitete, ein in Sünden ergrauter Bösewicht auf der Burg Serpin gelebt haben soll. Als er die Nachricht erhielt, dass sich Stoislaff von Putbus in seiner Nachbarschaft ansiedeln wollte, war er wohl derart in Wut gewesen, dass er sein gesamtes Schloß "in den tiefsten Abgrund der Erde verfluchte." Ein Bote Stoislaffs, der zugegen gewesen sein soll, suchte daraufhin das Weite. Allerdings besann er sich bei seiner Flucht, dann doch umzukehren. Der Grund? Er hatte seine Handschuhe auf einem Stuhl liegen lassen, Als er nun wieder eintraf, sah er statt des Schlosses Serpin nur noch einen wogenden See. An dessen Rand jedoch stand noch der Stuhl auf welchem seine Handschuhe lagen. Nachdem er sie schließlich ergriffen hatte, versank auch der Stuhl vor seinen Augen in die Tiefe.


Jede Nacht soll ein kleines, graues Männchen zwischen dem Serpin und dem Schloßplatz von Putbus unterwegs sein. Lange Zeit hatte es sich, so Haas, über den schönen festen Schloßbau in Putbus geärgert. Für zusätzlichen Unmut sorgte 1820 zudem der Zimmermann Müller, der auf dem regelmäßigen Pfad des grauen Männchens ein Haus errichtete. Anfangs hatte er den Handwerker manche Nacht aus dem Bett gejagt. Schließlich gewöhnte sich aber das kleine, graue Männchen an das Hindernis und umrundete es schließlich. Dort jedoch, wo man auch heute noch die Burg durch seinen Wall verortete, hatte sich im Laufe der Jahre ein unwegsames Gelände ausgebreitet, das als Moor galt. Unweit davon soll es wiederum auch einen Wächterstein in der Form eines Ritters gegeben haben. Einst hatte ihn sogar der Putbusser Zeichenlehrer Kuhnke skizziert, um ihn für die Nachwelt festzuhalten und dessen Bestimmung zu erleichtern. Ein weiterer Stein im unmittelbaren Umfeld soll dort bis zur Hälfte gespalten gewesen sein. Lange Zeit nahm man bei diesem einen Zusammenhang mit einem Gottesurteil an, wobei es wohl um ein Erbe ging.


Wer heute diesen viel beschriebenen Ort besucht, sollte sich jedenfalls niemals wundern: Nicht nur ein heidnisches Fräulein, welches am Burgwall noch spukend unterwegs ist, sorgt für Irritationen, auch einige Ereignisse aus den letzten Jahrhunderten. So findet sich der Serpin zwar nicht auf der Lubinschen Karte (1618), die als ältesten pommersche Karte gilt - aber: Als im Jahre 1807 ein französischer Offizier in Garz beim Bürgermeister Oom auftauchte, befand sich auf seinem Einquartierungsschein der Vermerk "Schloß Serpin". Damit nicht genug, trug er eine Landkarte bei sich, auf welcher der Ort Serpin verzeichnet war. Das eine entsprechende Unterbringung nicht möglich war, wurde er und seine halbe Compagnie letztlich auf dem Schloß Putbus einquartiert. Aber: Zwar erfuhr diese Episode in späterer Zeit recht unterschiedliche Ausschmückungen, doch die Irritationen blieben...


Enden sollen diese übrigens erst, wenn ein in der Johannisnacht "geborener reiner Junggeselle in der Johannisnacht das Moor betritt" und einen Strick findet. An diesem kann er das ganze Schloß wieder in die Höhe ziehen. Einmal wäre dies übrigens fast geglückt, als der Pferdejunge des Zieglers Plitz in der Johannisnacht über ein Strick stolperte. Er war der Stimme gefolgt, die ihm ein "Zieh an!" zurief, doch erschrak er sich so stark, als er die Spitze des Schlosses sah, dass er den Strick wieder fahren ließ...


Abschließend sei noch an eine weitere Begebenheit erinnert, die von einem armen redlichen Bauern berichtet, der am Serpin vorbei gefahren ist und dringend Geld benötigte:

Als er einem freundlichen Mann, der ihm begegnete von seiner Not berichtete, soll dieser ihm nach kurzer Zeit ein Scheffel Gold gebracht haben. Die Bedingung: Er solle ihn in der vereinbarten Frist zurückzahlen. "Wenn Du am Zahlungstage herkommst, so rufe nur nach Balder von Serpin!" erklärte der Mann. Haas, der auch diese Geschichte (die er von seinem Bruder, dem fürstlichen Sekretär W. Haas in Putbus, erfuhr) niederschrieb, kann zu dieser Geschichte auch ein gutes Ende berichten. Demnach soll das Gold dem Bauern viel Glück gebracht haben. Als er sich nun aufmachte, um die geliehenen Geldstücke zurückzugeben, rief er, wie vereinbart: "Balder von Serpin, hål Di Din Geld!" Allerdings trat niemand auf ihn zu. Schließlich rief eine Stimme: "Balder is nich mihr, Balder is furt; beholl Din Geld!"

Wer diesen sagenreichen Ort besucht, wird zur gegenwärtigen Jahreszeit mit dem Blick auf einen lichtdurchfluteten Ort belohnt, der sich schon bald wieder mit der zunehmenden Wärme verschließt. 



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