Full width home advertisement

Post Page Advertisement [Top]

Unser heutiger Streifzug über die Insel beginnt in Lancken-Granitz, dass bereits Ziel eines Ausfluges war (Zum Streifzug Lancken-Granitz). Am südliche Ende der Bäckertrift startet die heutige Wanderung, die uns nicht nur mit Orten des sogenannten "Garftitzer Anteils" (Zum Streifzug Garftitz) der Familie Putbus sondern auch mit einem weiteren eher unbekannten Burgwall bekannt macht.

So sind auch nicht die Hünengräber, die es in der Umgebung der Granitz und beispielsweise an den Feldmarken von Lancken und Burtevitz gibt, unser Ziel. Wir wollen stattdessen in Richtung Süden aufbrechen und streifen dabei einige interessante Flecken. Über eine gut befestigte Allee führt uns der Weg zunächst auf eine Anhöhe, von der man einen guten Blick in Richtung Lancken-Granitz und über den Neuensiener See hat. Am Niederungsrand des Sees ist Burtevitz gelegen, dessen Ortsrand man bereits nach etwas über 600 Metern erreicht. 

Erstmals 1318 erwähnt, befand sich dieser Flecken wahrscheinlich schon weit davor im Besitz der Familie von Putbus. Auch wenn er zwischenzeitlich an das Bergener Kloster verkauft wurde und nach der Reformation in die Landesherrschaft überging, so ist Burtevitz 1582 durch einen Tausch doch wieder in den Putbusser Familienbesitz zurück gekommen. 

Der Ort Burtevitz blieb immer klein. Er zählte im 19. Jahrhundert fünf Wohnhäuser, wovon zum Anfang sogar zwei mit ihren Nebengebäuden dem Schuster Johann Jacob Möller gehörten. Daneben gab es auch Bauern- und Kossatenwirtschaften. 

Und während der Ort Burtevitz links und der Hof Burtevitz rechts liegen bleiben, führt unser Weg geradewegs durch die schon bald in Blüte stehenden Rapsfelder. Es geht in Richtung Gobbin. Nach etwa 1,6 Kilometern - vorbei an der ehemaligen Wüstung und dem späteren Gobbiner Vorwerk Dummertevitz - haben wir den Ortseingang von Gobbin erreicht. 

Der slawische Name des Ortes ließe sich vielleicht mit "Taubenort" übersetzen. Bestand er zunächst aus mehreren Bauernhöfen, wurde die spätere Wüstung als Einzelhof (Anm.: ...aus den zuvor gelegten Bauernstellen) gebildet. Das so entstandene Gut Gobbin wurde ab 1748 bewirtschaftet. Während das bereits erwähnte Vorwerk Dummertevitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus 1 Haus und 25 Einwohnern bestand, umfasste der Hof Gobbin 3 Häuser und einige Nebengebäude. Auf ihm lebten zu dieser Zeit etwas mehr als 40 Einwohner. Auch zur Größe des damaligen Gutes ist uns etwas bekannt. In einer Aufstellung zur Verpachtung ist von einer zu bewirtschaftenden Fläche die Rede, die 702 pommerschen Morgen - bestehend aus Acker, Wiesen und Weiden - umfasst (Anm.: ...das entsprach 1.801 Magdeburger Morgen). Der Pachtzeitraum wurde im 19. Jahrhundert durch die Fürstliche Kanzlei mehrfach mit 14 Jahren angegeben. 

Angebaut wurden auf den Ackerflächen u. a. Kartoffeln, Sommerroggen, Gerste und Hafer. Zur Tierhaltung ist alten Überlieferungen zu entnehmen, dass man vor allem Schafe, aber auch Kühe und Schweine hielt. 

Wurde Gobbin in den 1830er und 1840er Jahren durch den Gutspächter Stolzenburg bewirtschaftet, so war es in den 1860er und 1870er Jahre der Gutspächter Möller. Ihm folgte der Gutspächter Österreich, der schließlich Ende der 1890er durch den Gutspächter Modrow abgelöst wurde. Der letzte Gutspächter des Putbusser Gutes soll Hegeler geheißen haben. Im 20. Jahrhundert erhielt das Gut auch eine Telefonanschluss. Das Gut war so mit Binzer Vorwahl unter der Nummer "229" erreichbar.

Zu den überlieferten Episoden aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt die nachfolgende Geschichte: Ein Arbeiter, der in Philippshagen ansässig war und in Gobbin arbeitete, kehrte betrunken von Putbus zurück, wohin er Milch gefahren hatte. Als er nun Lärm auf dem Gutshof machte und sich nicht vom Gutsinspektor zum Verlassen des Hofes bewegen ließ, erhob der Gutsinspektor einen Handstock gegen ihn. Der Mönchguter, der etwas schneller war, hatte jedoch ein Taschenmesser gezogen und stach plötzlich mehrfach auf den Gobbiner Inspektor ein. Dank einer stark gefütterten Joppe kam dieser zum Glück nur mit leichten Verletzungen am Arm davon. Der Arbeiter wurde damals in der Folge - und unter Zubilligung mildernder Umstände - kostenpflichtig zu 2 Wochen Gefängnis verurteilt...

Das Gutshaus befindet sich in Gobbin direkt an einer im spitzen Winkel von unserem Weg abgehenden alten mit Kopfsteinen gepflasterten Allee, die einst die unmittelbare Verbindung zum Vorwerk Dummertevitz war. Das Gutshaus mit seinem Satteldach soll aus verputzten Backsteinen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden sein. Dessen Errichtung wird heute mit einem Abbrand in Verbindung gebracht. 

Der weitere Weg in Richtung Süden führt nun über den etwa 28 Meter hohen Teschenberg an dem sich seitlich sogar eine kleine Raststätte befindet. Von hier fällt der Blick auf die von Gräben entwässerte und durch Deiche geschützte Landspitze mit dem Dorf Neu Reddevitz: Rechter Hand die Stresower Bucht, linker Hand die Having. Heute ist die See ruhig. Aber wenn der Wind kräftig über das Wasser streicht, kann dieser Blick mit Schaumkronen auf dem Wasser für den Betrachter unvergesslich bleiben. 

Nach etwas über einem Kilometer haben wir Neu Reddevitz erreicht. Der Ort wurde, wie Moritzdorf, Anfang des 19. Jahrhunderts als Zeilendorf auf einem Winkel der Gobbiner Feldmark, als "Olden Gobbin" bezeichnet, angelegt. Die an Mönchguter Familien ausgehändigten Hausbriefe wurden durch Malte zu Putbus ausgestellt. Allerdings gab es auch Kolonisten vom pommerschen Festland: So wurde eines der Häuser, wie einem Schild vor Ort zu entnehmen war, von dem Fischer Johann Jacob Zaage errichtet, der ursprünglich von der Halbinsel Zingst stammte. 

Den Anbauern wurde neben der Siedlung das Recht eingeräumt, alleine oder in Gemeinschaft die Fischerei auszuüben. Eines der eingeschossige Fachwerkhäuser mit ihrem rohrgedeckten Krüppelwalmdächern, ist das Haus Damp. Es ist ebenfalls mit einem Hinweisschild versehen. Aus dem darauf befindlichen Text geht hervor, dass die Fischerei bereits über die gesamte Zeit der Ansiedlung in der Familie Damp betrieben wird - nun bereits in der 8. Generation! 

Am Ende der Straße in Richtung Stresower Bucht befindet sich hinterm Deich noch eine Bank, die zum Verweilen einlädt. Die Wolken hängen an diesem Tag besonders tief über der 700 Quadratmeter großen Magnetisierungsstation, die weit draußen vor Neu Reddevitz liegt. Einst diente sie den Schiffen der Volksmarine, um sich gegen Magnetminen zu schützen. Heute ist sie verwaist...

Entlang der Dorfstraße von Neu Reddevitz wenden wir uns nun dem Gobbiner Haken zu, wo sich weiter südlich auch einmal die Gobbiner Ziegelei befunden hat. Mitte des 19. Jahrhunderts zeigte, der Wirtschaftsinspektor Theodor Dannehl an, dass die Ziegelsteine nun auch direkt von ihm abgegeben würden. Die Steine wurden später, wie Schiffsmeldungen belegen, bis Stralsund verschifft.

Uns treibt es aber am östlichen Ufer nach Norden zu. In Neu Reddevitz hatten wir uns zur Erreichbarkeit des Burgwalles erkundigt. Doch bezüglich eines Weges machte man uns nur wenig Hoffnung. Und in der Tat: Es ging am Feldrand entlang. Leider nicht ohne den Unmut einiger Schwäne zu erregen, die aber schon bald über die Having nach Mönchgut aufbrachen. Die Landschaft ist hier abwechslungsreich und bietet viele schöne Blicke. Offensichtlich wissen diese auch einige Einheimische zu schätzen, wie ein Klappstuhl am Ufer Hochufer verrät. Dennoch ist der Burgwall durch den aufgeweichten Boden nur mit viel Mühe zu erreichen. 

In alten Beschreibungen kann man von einem etwa quadratischen Vorsprung in die Having lesen, auf welcher sich eine Hochebene befinden soll, die sich an die 30 Meter erhebt. Aber auch landseitig, wenn man über das Feld von Süden aus Richtung Neu Reddevitz kommt, ist dieser als sanft ansteigender Höhenrücken schon bald gut auszumachen. 

Da der Burgwall heute stark bewachsen ist, fällt allerdings kaum auf, dass es auch vom Feld zur Hochebene noch einen leichten Anstieg von bis zu etwa 1 Meter gibt. Der Umfang des Walls wurde früher mit etwa 300 Schritten angegeben. Allerdings war man sich schon damals nicht ganz sicher, weshalb es an einer Brustwehr fehlte. Auch fragte man sich, ob vielleicht bereits ein Teil der Fläche nach Osten abgängig war. 

Obgleich auf einer alten Inselkarte Friedrich von Hagenows aus dem Jahre 1830 verzeichnet, verdanken wir die Wiederentdeckung des Burgwalls wahrscheinlich dem Rügener  Heimatforscher Prof. Dr. Alfred Haas. Er widmete dem Burgwall bei Gobbin 1910 eine eigene Abhandlung in den "Baltischen Studien", einer 1832 gegründeten wissenschaftlichen Zeitschrift mit dem Schwerpunkt zur pommerschen Geschichte. Wenn man seiner hier geäußerten Annahme zur Errichtung des Burgwalles folgt, so hatten dessen Erbauer die natürliche Landschaft mit dem Höhenzug genutzt, um die Fläche mit Erde abzutragen bzw. anzureichern und so die heute noch vorhandene Ebene zu schaffen. 

Der massive Abfall zur Seeseite war, wenn man die Beschreibungen von damals liest, war zur Zeit der Erkundung weitgehend vegetationslos. Heute ist die östliche - zur Having gelegene - Seite dagegen stark bewachsen, so dass es sogar schwerfällt, hier noch einen Burgwall als solchen zu erkennen. Auch ist es bei dem gegenwärtigen Zustand nur bedingt vorstellbar, welche schöne Fernsicht über Land und Meer hier einst möglich gewesen sein soll. Der Blick auf die Karte offenbart allerdings, dass dieser früher bis zum Jagdschloss, nach Neu Reddevitz oder im Osten bis Baabe und Göhren gereicht haben muss.

Nach den Überlieferungen fanden sich bei der Untersuchung des Burgwalles übrigens sogar Feuersteinsplitter, Knochen, Tonscherben und sogar eine Brandstelle. Letztere soll am Südrand der Hochebene gelegen haben. Zudem gab Fritz Worm an, dass auf der südlichen Seite auch Urnenscherben gefunden wurden. An der Ostseite, also zur Having, fanden sich außerdem noch Messer, Bohrer, Lanzenspitzen und Keile.

Haas berichtete, dass zu seiner Zeit davon erzählt wurde, dass auf dem Wall einst eine Burg oder Stadt gestanden hätte, die aber schon vor langer Zeit untergegangen wäre. Er selbst zog dies allerdings in Zweifel, und argumentierte, dass es dann mehr Kulturreste gegeben hätte. Stattdessen ging er davon aus, dass der Burgwall eher als Fluchtburg oder als Beobachtungspunkt für den Verkehr auf der Seeseite genutzt wurde.  Wie heute soll der Boden nicht zu beackern gewesen sein und blieb deshalb brach liegen.

Der Stettiner Prof. Dr. Walter schrieb ein Jahr später (1911) in der Abhandlung "Über Altertümer und Ausgrabungen in Pommern", dass 1868 anlässlich der 700 jährigen Jubiläums der Christianisierung Rügens zwar sieben bekannte Burgwälle und Anlagen durch eine Kommission untersucht worden wären, aber es dem Rügenschen Heimatforscher Prof. Dr. Alfred Haas vorbehalten war, die Anzahl der vorchristlichen Bauwerke auf Rügen bei 23 Anlagen nachzuweisen, die zudem als Bauwerk und in ihrem Zweck beschrieben wurden. Um so mehr ist es erstaunlich, dass es heute - über einhundert Jahre später (!) - kaum noch ein Bewusstsein zur Markierung, Sichtbarmachung und Zuwegung eines dieser vor- oder frühgeschichtlichen Bauwerke gibt - weder auf Landes-, noch auf Kreis- oder kommunaler Ebene. Was würden wohl Heimatforscher wie Prof. Dr. Alfred Haas oder Fritz Worm dazu sagen?

Wir halten uns westlich und begeben uns am Teschenberg vorbei in Richtung Gobbin. Unser Weg führt uns zurück über Burtevitz in Richtung Lancken Granitz. Von der Ferne grüßt uns der Mittelturm des Jagdschloßes auf dem Tempelberg. Doch wie der Landvermesser K. in Franz Kafkas "Das Schloß" werden wir es heute zwar immer wieder aus verschiedenen Blicken sehen, aber nicht mehr erreichen...


Was, Du kennst diese Orte nicht?

Altenkirchen,  AltefährAlt GremminAlt Reddevitz, Kap Arkona, Augusta-Victoria-SichtBakenberg,  Bergen, BinzBlieschowBohlendorfBoldevitzBorchtitz, Bug, BurtevitzBuschvitzCrampas, Dänholm, DarsbandDarz (heute: in Zirkow)DobberworthDolgeDolgemostDornbusch, Dranske,  Drigge 1Drigge 2DumgenevitzDummertevitzDumsevitzDwasiedenDwasieden(Schloß)FährinselFreesenort, Freetz, FliegersteinGagerGellenGeologenstein, Gingst, Glowe,  GlowitzGobbinGobbin ZiegeleiBurgwall bei GobbinGöhrenGoorGrabow,  GriebenGroß SchoritzGroß StresowGroß ZickerGrubnowGustowGüttinHans-Mallon-Grabmahl,  Hagen (bei Schmacht, seit 1953 Wüstung)Herzogsgrab in der Baaber HeideHoch HilgorHengstJarnitzKönigsstuhl,  Kartzitz,  Klein ZickerKlosterKreptitzer HeideKrimvitzLancken (Wittow),  Lancken (Jasmund),  Lancken-GranitzLauterbachLipsitz, Lietzow, Libnitz, Lobkevitz, LonvitzMaltzienMariendorfMiddelhagenMönchgraben, Mövenort, Muglitz, Neu Mukran, Mustitz (Wüstung)NadelitzNeparmitzNeuendorf (bei Boldevitz)Neuendorf (Hiddensee), Neu GremminNeukampNeu ReddevitzNipmerowNisteltzPalmer OrtPansevitzPastitzPatzigPlüggentinPoseritzPosewaldPromoiselProraInsel PulitzRalowRambinRalswiekReddevitzer HöwtRosengartenRöwenhagenRugard (Rügen-Burg)Rugard (Franzosendenkmal)Rugard (Hans Mallon Grab)Sagard,   SamtensSassnitz (Fischerdorf), SchloßbergSchmachtSchmachter SeeSeelvitz, Sellin, SemperSeramsSerpinSeramsSilmenitzSilvitz, Spycker,  StreuSuhrendorfSwantowTankowTempelberg mit dem Jagdschloß GranitzTeschenbergThiessowTribberatz (seit 1953 Wüstung)ÜselitzVenzBurgwall bei VenzVictoria-SichtVilmVilmnitzVittVitteWaase,  Waldhalle und Stein des Pommerschen ForstvereinsWandashorstWerderBurgwall WerderWiekWokenitzWoorkeWostevitzWreechenWreecher SeeWusseZehnmorgenZickersche BergeZiegensteineZirkowZudar

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bottom Ad [Post Page]