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Auf unseren Streifzügen zwischen dem Sund und Kap Arkona wollen wir Orte auf den pommerschen Inseln Rügen und Hiddensee besuchen, die vielleicht etwas aus dem Blickfeld geraten sind oder das Interesse von Rüganern und ihren Gästen wecken könnten. Heute: Swantow.

Bereits der Name lässt auf eine bedeutende Kultstätte unserer Vorfahren schließen: „Swantow“ oder auch „Zwantegur“ und „Swantegore“ verweisen auf diese, im Zweifel auf einen heiligen Berg. Ob damit allerdings der Kirchhügel im flachwelligen Gebiet des südlichen Muttlands – zentral zwischen Garz, Poseritz und Puddemin gelegen – gemeint ist, bleibt offen. Gut bestellt schien es um das Dorf nicht zu sein, denn bereits 1774 waren auch die letzten zwei Höfe von den umliegenden Gütern übernommen worden. Damit hat Swantow – lt. der Chronik des Kirchspiels - „aufgehört, ein Bauerndorf zu sein.“

Nach zeitweiliger Verpachtung wurde das Gut Swantow 1809 von Neparmitz nach Renz verkauft, so dass man von dort den gesamten Ort – mit Ausnahme der Mühle – verwaltete. So wenden wir uns auch in unseren Betrachtungen der weitaus interessanteren Pfarrkirche zu.


Vermutlich war der Vorläufer des Gotteshauses einer der drei Kirchen, die von Bischof Absolon von Roeskilde im Lande „Karenza“ gegründet wurde. Für eine entsprechende Ortswahl spräche der bereits erwähnte Bezug auf wendische Heiligtümer, aber auch die Überlieferung, dass der Bischof hier die ersten Christen der Gegend getauft haben soll. Wer Swantow besucht, muss allerdings einen kleinen Abstrich hinnehmen, denn von dem Vorgängerbau ist keinerlei Bausubstanz erhalten geblieben. Ob die zur Errichtung genutzten Findlinge im Nordfundament einst zum „heiligen Hain“ einer Kultstätte gehörten, ist damit natürlich ebenso fraglich. Als ältester Teil des neuen Kirchbaus präsentiert sich stattdessen der Chor, dessen Vollendung mit dem Datum der Altarweihe im Jahre 1469 in Verbindung gebracht wird. Erst danach wurden Schiff und Turm an den Bestandsbau angegliedert. Dies erklärt den leichten Versatz des Schiffes gegenüber dem Chor und der Gruft, sowie die deutlichen Baufugen des nachträglich vor die Westwand gesetzten Turmes. Durch den typischen nur zum Teil verputzten Backsteinbau, der sich auf ein Fundament von Findlingen gründet, sind die Bauphasen auch für den ungeübten Betrachter deutlich erkennbar. Erst 1785 sind beispielsweise die Fachwerkgeschosse des Turmes entstanden. Als Baumaterial wurde Eichenholz verwendet, für die Fachungen unverputzter Backstein. Gekrönt von einem spitzen Zeltdach mit Knauf und Wetterhahn gibt er der Kirche ein markantes Aussehen.

Grund genug auch das Innere in Betrachtung zu ziehen. Der von Grabwangen flankierte Weg führt dabei geradewegs zum Eingang der Kirche auf der Turmseite, wo ein liebevoll gestaltetes Schild an der Tür zur Nachfrage für den Schlüssel im Pfarrhaus einlädt. Über einen kleinen Vorraum gelangt man nun zum Schiff. Auffällig: An den nummerierten Sitzbänken sind auch die Namen der umliegenden Orte vermerkt. Alles ist wohl geordnet und besticht in seiner Schlichtheit. Der Blick zur Decke offenbart drei Gewölbedecken mit Kreuzrippen aus einem Rundstab-Profil, die es ebenso in der Gruft gibt. Ein hängendes Schiffsmodell gibt eine maritime Einstimmung. Durch die ländliche Einbettung des Ortes hat man fast vergessen, dass Swantow nur etwa 1.500 Meter vom Wasser der Puddeminer Wiek entfernt ist. Gab es da nicht einen Schriftsteller, Hanns Cibulka, der das „real-fiktive Fischerdorf“ Swantow auf Rügen erfand?

Unser Blick schweift nach rechts: Hier ist der sechseckige Korb der Kanzel, geradeaus der Altar. Wer sich bis hier begeben hat und einen Blick zurückwirft, kann – über dem Gang – die 2003 wieder in Betrieb genommene Orgel sehen. Der Zugang ist über eine Treppe im Vorraum möglich. Die Wände des Kirchenschiffes sind weiß gekalkt. Mit ihren wenigen dekorativen Kreuzen sieht der Kirchenraum ursprünglich aus. Komisch, gerade überlegen wir, wie viel Getreide die Franzosen (nach ihrer Besetzung) wohl hier eingelagert haben mögen? 1811 hatten sie den Bau kurzerhand zum Lager umfunktioniert...

Die liebevolle Hand und das Engagement eines Fördervereins sind an diesem Ort spürbar. Und so wundert uns nicht, dass die Rüganer diese, ihre Kirche, auch als Ort für Konzerte in familiärer Atmosphäre zu schätzen wissen. Ein Besuch lohnt. – Versprochen!

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