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Wie hieß es doch im Buch "Eine Hand voll Blüten" von Karin Fehde? "Ich habe mir notiert, was alles in Richtung Jasmunder Bodden liegt. Zum Beispiel das historische Herrenhaus in Grubnow. Eine Besichtigung wäre interessant und man könnte dort viel fotografieren..." - Soweit Brain zu Elena in dem besagten Werk. Das weckte das Interesse für einen weiteren Streifzug über die Insel...

Kürzlich weilten wir schon einmal bei Neuenkirchen, als wir Hoch Hilgor besuchten. Heute geht es allerdings über ein zweispuriges Betonplattenband in Richtung Groß Grubnow. Zunächst passiert man das Dorf Klein Grubnow, später einen gepflasterten Weg, wo ein Findling rechter Hand schon zum Ziel "Gut Grubnow" weist. Von hier fällt die Landschaft zum Lebbiner Bodden ab.

Wer sich nun fragt, was Grubenow denn eigentlich bedeute, muss leider enttäuscht werden. An dieser Stelle kann nur spekuliert werden! Die "Baltischen Studien" taten dies bereits im Jahre 1883. In ihrem 33. Band versuchten sie es mit einer Verbindung zu dem Begriff "grabenova" bzw. dem Wortstamm "grabu". Dies würde eine "bäuerische" Verbindung oder zumindest den Bezug zu "Bauern" herstellen. Doch: Das sind alles nur Gedankenspiele ohne Beleg. 

Seine Ersterwähnung findet "Grubbenowe" im Jahre 1314. Versuche, den Schleier der Geschichte davor zu lichten, machten übrigens frühzeitige Grabungen bei Grubnow. Zum Vorschein kamen aber - lt. dem Gründer des Stralsunder Museums Rudolf Baier nur ein paar Urnen, Schädel und eiserne Lanzenspitzen. Dies jedenfalls dokumentierte er 1886 in dem Buch "Die Insel Rügen nach ihrer Archäologischen Bedeutung". - Es sollten nicht die letzten Funde sein! Allerdings hilft es uns in der Sache nicht weiter, weshalb es nur noch Zeitreisenden überlassen bleibt, mal bei der Stralsunder Jakobikirchgemeinde nachzufragen, ob sie denn mehr über die Namensbedeutung wüssten. Schließlich waren sie bis in das 16. Jahrhundert Besitzer des Fleckens...

Wer nun weiter in der Vergangenheit forscht, wird schon bald auf die Familie von Paselich stoßen. Selbige erwarb um 1580 den Ort. Und obgleich es sich um eine der ältesten Adelsfamilien der Insel handelt, bleibt doch auch hier vieles unklar. Schon der Name wirft Fragen auf, da es im Zusammenhang mit der Familie zu dokumentierten Abwandlungen, wie beispielsweise "Pasewalk" kam. Als unsicher gilt ebenfalls, wie es um die Verbindung zur Familie Norman wirklich stand, die uns später noch als Eigentümerin beschäftigen wird. Verwunderlich ist allerdings, das es eine Übereinstimmung des Familienwappens der Familie von Norman mit dem Wappen von Hinrick Pasewalk gibt. 

Besagter Hinrick Pasewalk ist gleich mehrfach in alten Dokumenten benannt. So tritt er u.a. 1502 bei einem Verkauf Hermann Normans - aus der Familie von Norman - nachweislich auch als Zeuge auf. Gleiches geschieht übrigens im Folgejahr. Und: In einer  Musterrolle von 1523 finden ebenfalls "zwei Pasewalker" auf Liddow Erwähnung. 1540, dies lässt sich gleichfalls nachforschen, belehnt der Pommersche Herzog Philipp I. einen Clawes Pasewalk mit einem Hof in Liddow, der ihm durch seinen bereits erwähnten Onkel Hinrick Pasewalk vererbt worden war. Ergänzend bleibt zu erwähnen, dass die Familie von Paselich oder eben auch von Pasewalk nicht nur auf der Insel Rügen sondern auch im fernen Dänemark begütert war. 

An dieser Stelle sei angemerkt, dass zudem der Tod eines Claus von Paselich im Jahre 1627 noch einmal aktenkundig wurde. Denn: Im gleichen Jahr noch bestätigte der pommersche Herzog Bogislaw XIV. einen Vertrag, den der Bruder des Toten, Friedrich v. Paselich, mit Eccard v. Usedom, Arnod Bohle und Caspar Norman schloss. Gegenstand des Dokumentes waren die entsprechenden Lehne und Güter des Verstorbenen. Da Claus v. Paselich eine Witwe und zwei Töchter hinterließ, musste Friedrich v. Paselich, um in die Lehnsfolge zu gelangen, zunächst die Aussteuer seiner beiden Nichten befriedigen. Angemerkt sei, dass auch die Vertragsparteien in direkter familiärer Beziehung zueinander standen. So war der Rügensche Landvogt Eccard v. Usedom beispielsweise mit Judith Paselich verheiratet. Laut der Niederschrift "Altes und Neues Rügen" war sie als letzte ihres Geschlechts - derer von Paselich - zum Ende des 17. Jahrhunderts auf Liddow verstorben.

Der Historiker Johann Jacob Grümbke lässt in Bezug auf Grubnow allerdings keinen Zweifel aufkommen: Der Flecken blieb bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts im Besitz der Familie. Darum ist davon auszugehen, dass beispielsweise der 1844 für Groß Grubenow und Klein Grubnow sowie Liddow und Groß Banzelvitz als Eigentümer erwähnte Anton v. Norman in einer familiären Beziehung zu den von Paselichs stand. Zu jener Zeit sprach man von Groß Grubnow als Vorwerk bzw. Hof und Klein Grubnow als Dorf, wobei sich der Hof anhand von Kartenmaterial sogar bis in das Jahr 1836  zurückverfolgen lässt. Zu jener Zeit erzählte man allerlei Geschichten. Ob es jedoch wirklich spukte? Wir wissen es nicht. In der 7. Ausgabe des "Allgemeinen Pommerschen Volksblatts" vom 18. Februar 1832 lässt sich zumindest erahnen, was damals Menschen bewegte: Auf Grubnow, so wurde berichtet, hatte sich ein Dienstmädchen erhängt.

Und noch etwas lässt sich in alten Zeitungen feststellen: Laut einer Proklamation endet die Herrschaft der Familie von Paselich bzw. Norman mit dem Tod des bereits erwähnten Anton v. Norman im Jahre 1860. Sie wurde u.a. in der "Allgemeinen Zeitung München" und im "Königlich Preußischen Staatsanzeiger" abgedruckt. Ihr ist zu entnehmen, dass nach dem Tode des Rittergutsbesitzers es nun zu einer Bedarfsermittlung der Erben bzw. Gläubiger oder etwaiger Lehnsberechtigter nach Bergen zum zum 24. April, 15. Mai oder 5. Juni des Jahres 1860, jedes Mal zu 12 Uhr, eingeladen wurde. Zu diesem Zeitpunkt lebten auf Groß Grubnow 15 Menschen und in Klein Grubnow 58 Menschen. In der Folge gab es wechselnde Besitzverhältnisse und wesentliche Umbrüche und Neugestaltungen.

1905 erwarb dann Erich Kroos mit 34 Jahren das Rittergut Lebbin. Auch das Nachbargut Grubnow ging in seinen Besitz über. Ob und wann das Gusthaus von Grubnow wirklich errichtet wurde, scheint dagegen unklar. Es wird u.a. behauptet, dass Kroos es nach 1910 für seinen Sohn errichtet haben soll. Für das Jahr 1914 ist das Rittergut Grubnow mit Klein Grubnow mit einer Fläche von 143 Hektar sowie 50 Rindern und 20 Schweinen angegeben. Nach dem Tod von Erich Kroos war seine Frau Martha noch Ende der 30er Jahre als Besitzerin für Grubnow und Lebbin vermerkt. Von der Bebauung dieser Gutsanlage ist heute jedoch nur noch ein Bruchteil vorhanden: Das Gutshaus und ein kleines Wirtschaftsgebäude. Dazwischen liegen weitere gewaltige historische Umbrüche: Das Ende des Zweiten Weltkrieges, die Bodenreform, die DDR und die Widervereinigung...  

Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel auch das Gut unter die Enteignung, das Gutshaus, so wird berichtet, soll etwa 50 Flüchtlinge, deren überwiegende Zahl aus Ostpreußen war, beherbergt haben. In den Blickpunkt rückte das Rittergut dann nach der Wiedervereinigung: 

In Jahren 2004 und 2005 saniert, wurde es u.a. zur Kulisse für die ZDF-Serie "Hallo Robbie!", die zwischen 2001 und 2009 mit 76 Episoden in insgesamt 8 Staffeln auf der Insel Rügen abgedreht wurde. So beispielsweise im Sommer des Jahres 2007 als Marcus Grüsser den Ranger Dr. Florian Hellberg spielte, der für "die Erhaltung der Natur auf der Insel  Rügen zuständig ist. Der Meeresbiologe hat von seinem Studienfreund Dr. Jens Lennart auch die Leitung der Seehundstation in Seehagen übernommen und kümmert sich um die Pflege und Auswilderung von Heulern..." - so die kurze und knappe Beschreibung der Hauptrolle durch das ZDF auf der Autogrammkarte (s. Foto) in jenen Tagen. 

Heute lädt das Gutshaus, dass u.a. 8 Ferienwohnungen umfasst, und über ein separates Nebengebäude verfügt, zum Verbringen freier Tage in einer schönen Lage auf Muttland ein.   


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3 Kommentare:

  1. Hallo Muttländer, Ihre Beiträge sind wirklich interessant und eine Bereicherung. In Ihrem letzten Blog allerdings scheint mir allerdings eine kleine Ungenauigkeit zu liegen : die ZDF-Serie "Hallo Robbie" wurde in den Rügenpassagen meiner Kenntnis nach nicht im/am Gutshaus Grubnow gedreht sondern im(?)/am sgn. Rittergut Liddow, welches sich gleich rechts hinter der Brücke zur Insel Liddow befindet. LG Frida

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  2. Hallo Frida, danke für die Anmerkung. Sie liegen richtig, aber: Auch am Gutshaus Grubnow wurde die ZDF-Serie gedreht. Ich habe mal ein wenig gestöbert und ein "Alibi" für "Robbie" rausgesucht:
    https://www.ruegen-forum.net/magazin/filmreife-rundreise-mit-dem-mietwagen-zu-den-schoensten-filmkulissen-auf-ruegen/
    Viele liebe Grüße von der Insel!

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  3. PS: Ich habe mal ergänzt "auf der Insel Rügen", damit nicht der Eindruck entsteht, dass die Serie nur in Grubnow gedreht wurde.

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