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Viele Orte auf der Insel Rügen gibt es vom Namen her gleich mehrfach: Lancken, Streu, Neuendorf - aber auch Renz. Unser heutiger Streifzug führt uns jedoch nicht in eine Niederung bei Schaprode sondern in die Nähe des Garzer Sees. Es ist einer der langen Sommertage an denen sich morgens die Kornfelder und Waldungen in einen dichten Mantel des Nebels hüllen und bereits einen sonnigen Tag ankündigen.

Renz - einst soll sich die Handelsstadt Garz bis zu diesem schönen Flecken Erde ausgedehnt haben. Ob es stimmt? Wir wissen es nicht. Erste Erwähnungen findet der heute nur schwer einsehbare Flecken, zu dem heute noch eine alte Straße mit Kopfsteinpflaster führt, im Jahre 1314 als "Rensitze" und kurze Zeit später als "Rentze". Ob nun zu jener Zeit der Spuk in Renz begann, von dem der Rügener Heimatforscher Prof. Dr. A. Haas zu berichten wusste, lässt sich heute ebenfalls kaum sagen. Wenn man jedoch den alten Überlieferungen Glauben schenken mag, hatten im Mittelalter hier drei Brüder gelebt, von denen zwei als Raubritter gefürchtet waren, während der dritte der Brüder fromm und gottesfürchtig gewesen sein soll. Der Konflikt zwischen ihnen blieb natürlich nicht aus, so dass der dritte Bruder mit einem Freunde dem Treiben der zwei Raubritter ein Ende bereiten wollte. Doch das Ansinnen scheiterte und stattdessen, so jedenfalls die Geschichte, wurden sie selbst zum Opfer der beiden Ritter.  

Gefangen und in Ketten gelegt, wurden sie auf die Folter gespannt und die Gliedmaßen abgeschnitten. Den Freund des Bruders banden die Raubritter zudem noch an einen Pfahl in einem unterirdischen Gang und ließen ihn dort verhungern. Die Überlieferung gilt als ursächlich dafür, dass die Geister noch bis heute in den unterirdischen Gängen spuken würden und seither ein schwerer Fluch auf der Burg Renz und seinen Bewohnern liegen soll. Soweit die noch erzählte Legende...

Belegt ist, dass 1329 zwei Brüder - Arnold und Thomas von Platen - dem Bürger Konrad Papenhagen u.a. eine Rente aus Renz verkauften. Im Anschluss ging Renz wohl als Lehngut an die Familie von Kahlden, die dieses über mehrere Jahrhunderte besaß. In jener Zeit könnte das Herrenhaus in seiner heutigen Form errichtet worden sein. Allerdings hatte das zweigeschossige Traufenhaus, welches aus Back- und Feldsteinen errichtet wurde, damals noch zwei für den Bau prägende Türme, von denen einer in der Ecke und ein anderer an der Freitreppe ausgebildet wurde. Beide krönten einst Turmhelme, welche etwa seit der Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr existieren. Ein dritter Turm war ebenfalls in der Ecke des Herrenhauses angeordnet, ist jedoch kaum ausgeprägt und wird zudem, wie eine weitere Ecke des Gebäudes, durch einen massiven Eckpfeiler gestützt. Beide finden sich sonst oftmals in dieser Form bei Kirchenbauten, um die Statik zu gewährleisten. Auch hier prägen sie den weltlichen Bau nachhaltig und geben ihm zudem ein wehrhaftes Ansehen. Erschlossen wurde das Herrenhaus über die bereits erwähnte Freitreppe, so dass man über den Turm in das Gebäudeinnere und nach drei weiteren Stufen in einen weiteren Raum gelangte, von dem aus eine weitere Treppe in das Obergeschoss des Hauses führte, von wo bis heute ein schöner Blick in den angrenzenden Park reicht. 

Bedingt durch eine Wetterfahne, die die Jahreszahl "1603" trug, ging man lange davon aus, dass zu dieser Zeit die Fertigstellung des Hauses erfolgt sein könnte. Allerdings gilt dies keineswegs mehr als sicher. Denn: Andere Angaben geben dafür beispielsweise das Jahr 1582 an. Im folgenden 18. Jahrhundert wechselte das Gut übrigens mehrfach seinen Besitzer, zu denen u.a. die Familie v. Colmar und später von Röder gehörten.

Im 19. Jahrhundert erfolgte dann die Erweiterung des Herrenhauses durch einen Seitenflügel. Später wurden auf dem Areal auch ein Verwaltungs- und mehrere Wirtschaftsgebäude aus Ziegeln neu errichtet, so dass eine in sich geschlossene Gutsanlage entstand, die heute leider nur noch in Teilen vorhanden ist. Außerdem wurden später, wie es auf einer Tafel am Herrenhaus heißt, an dem Landweg in Richtung Swantow linker Hand noch zwei "Schnitterkasernen" errichtet.  

Bedingt durch die historischen und gesellschaftlichen Umbrüche des 20. Jahrhunderts kam es auch in Renz zu zahlreichen Veränderungen. So wurden mit dem Ende des zweiten Weltkrieges auch auf Renz, einem Gut, welches etwa 377 Hektar umfasste, zahlreiche Flüchtlingsfamilien einquartiert, welche auch dem Herrenhaus eine völlig neue Funktion und Perspektive gaben. Es mag sein, dass der der in diesem Zusammenhang 1974 aufgetragene Putz unsachgemäß in seiner Ausführung war und deshalb Kritik erfuhr, doch seinen Zweck, dem Erhalt der Bausubstanz, wurde er gerecht.  Gleiches ließe sich auch von der 1965 erneuerten Freitreppe sagen, denn: Im Gegensatz zu anderen Guts- und Herrenhäusern blieb dieses wenigstens erhalten, obgleich es dafür viel an ursprünglichem Reiz einbüßte. Diesen wieder herzustellen bleibt die Aufgabe kommender Generationen.

(Folge Muttländer!)



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