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Unser heutiger Streifzug führt uns von Altensien vorbei am sogenannten Goldbusch und dem Selliner See bis nach Moritzdorf. Unterwegs, so viel sei vorab verraten, trifft man viele Wanderer. Ursache könnte sein, dass es derzeitig nur eine landseitige Verbindung nach Moritzdorf gibt. Denn: Die kleinste Fähre der Insel, die Reisende über die Baaber Beek transportiert, hat ihre Ruder noch eingezogen.  

Eine Allee führt uns zunächst in das bereits erwähnte Altensien. Wie viele andere Orte Rügens hat auch dieser Flecken einige Veränderungen bei seiner Bezeichnung durchlebt. Diese reichen von "Antiqua Sertzin" über "Olden Swertzin" bis hin zu "Alt Swertzin". Hinweise darauf verdanken wir u.a. einer Steuererhebung - wie könnte es auch anders sein! Schließlich musste schon damals alles seine Ordnung haben. Ursprünglich im Besitz des Hauses Putbus wurde die Siedlung 1455 zunächst an das Kloster Eldena verkauft. Später wechselte der Flecken noch mehrfach seinen Eigentümer. 1590 kam es jedoch wieder in den Besitz des Hauses Putbus. Etwa einhundert Jahre später wird das dörfliche Leben uns so beschrieben:


"Es leben hier 8 Vollbauern von denen fünf nur die Hälfte an Land haben. Die zwei Kossaten, der Käther und der Kuhhirte rechnen noch weniger. Die alte Frau Samog wohnt zur Miete. Man kann sich vor Wölfen nicht bergen, weswegen es kaum Schafe gibt. Einige Bauern haben auch Bienen und das trotz der kalten See. Jeder besitz bei seinem Grundstück kleine Flecken mit etwas Kohl und Hopfen, einige Bäume, wie auch die Fischerei zum Hausgebrauch. An Vieh sind sechs Pferde und vier Kühe bei den großen Bauern üblich. Auch hat man genügend Jungvieh. Auf den Feldern sät man hauptsächlich Roggen, Hafer und Gerste. Jeder Bauer dient dem Rittergut Garftitz..."


Das einst durch durch Fachwerkhäuser mit Backsteinen und Krüppelwalmdächern sowie typisch Rügener Dielenscheunen geprägte Sackgassendorf hat sich in seinem Charakter stark verändert: Heute endet hier kein Weg, stattdessen kreuzen sich gleich Zuwegungen im Dorf. An die örtliche Entwicklung bis dahin wird übrigens auch erinnert. Direkt an der Dorfstraße (genauer: an der alten Scheune / "Uns olle Schün") wird beispielsweise auf einer Tafel berichtet, was aus dem einstigen Kossatenhof wurde.


Ein Stückchen weiter lädt sogar der 2006 erfolgte Nachbau einer Bockwindmühle zum Besuch ein. Die Rekonstruktion, der bis ins 20. Jahrhundert noch existierenden Mühle, war gleichzeitig Anlass für eine kleine und offen zugängliche Ausstellung zu den einst betriebenen Mühlen. Man erfährt u.a. Wissenswertes über die historischen Mühlen von Gager, Alt Reddevitz, Mariendorf, Middelhagen, Kleinhagen, Seedorf und natürlich Altensien.


Unser Weg führt uns weiter über eine Allee am Selliner See in Richtung Moritzdorf, die auch  bei Wanderern beliebt ist. Nach etwa 1/4 Stunde erreichen wir den eingangs erwähnten "Goldbusch". Der ist keineswegs ein Busch an dem das Gold wächst, sondern eine alte Grabanlage. Einst soll es 43 vergleichbare Gräber zwischen Altensien und Seedorf gegeben haben. 


Großsteingräber - die auch als Hünengräber oder Dolmen bezeichnet werden - bestehen in der Regel aus den deutlich erkennbaren Trag- und Decksteinen. Allerdings ist bei dieser Anlage nur noch einer von ursprünglich zwei Decksteinen vorhanden. Er soll über 27 sogenannte Schälchen (das Zählen fällt schwer!), wie man die sich auf der Oberfläche abzeichnenden Vertiefungen nennt, verfügen. Der Eingang zur Anlage befindet sich auf der westlichen (also der dem See abgewandten) Seite. Das Großsteingrab wurde 1969 von dem Prähistoriker Prof. Ewald Schuldt freigelegt, der dazu auch noch einige Beigaben - wie Pfeilspitzen, Feuersteinbeile oder in Teilen Tongefäße - entdeckte.


Unser Streifzug führt weiter zum Ausfluss des Selliner Sees - der Baaber Beek. Wir sind in Moritzdorf angelangt. Der als Kolonistendorf 1841 durch Wilhelm Malte zu Putbus angelegte Ort diente u.a. Schiffern, Bootsbauern und Fischern als neue Siedlung. Allerdings war diese oftmals "Gegenstand der Spekulation", wie aus alten Unterlagen zu erfahren ist. Dies erklärt - neben einem Brand im Sommer des Jahres 1886 - auch den Wandel des Ortsbildes, das nur noch in Teilen durch die ersten rohrgedeckten Fachwerk-Traufenhäuser geprägt wird.  


Dem Umstand, dass man einer Querung des (vielleicht) 50 Meter breiten Wassergrabens nicht den Vorzug gab, verdanken wir übrigens die anfangs bereits angesprochene Ruderfähre. Sie wurde 1891 genehmigt und zunächst durch Martin Looks betrieben. Bleibt nur zu hoffen, dass es schon bald wieder heißt: "Holöwer, Fährmann!" - Denn wo kann man noch (Fahrräder inklusive) - wie zu Großvaters Zeiten - mit Muskelkraft mittels einer Ruderfähre über einen Wasserlauf geschifft werden? 


Neben dieser Attraktion hat Moritzdorf noch eine weitere zu bieten: Die Moritzburg! - Sie wacht seit 1901 hoch oben über Baaber Beek und Having. Nun zeigt sich an einer langen Treppe zur Wilhelmshöhe, ob das Ausdauertraining des Winters erfolgreich war. Wir unterdrücken das Schnaufen, wenn uns Wanderer bei ihrem Abstieg begegnen und bereiten uns auf den "Gipfelsturm" vor. Dieser wird belohnt durch einen unvergleichlichen Blick über die schöne Landschaft der Halbinsel Mönchgut. Zu Ostern, so verraten uns Arbeiter, die hier letzte Vorbereitungen zur Saison treffen, hofft man bereits Gäste begrüßen zu können. Und: Wer weiß? Vielleicht lädt ja dann - wie vor über 120 Jahren - auch wieder eine Kapelle dazu ein, in luftiger Höhe sein Tanzbein zu schwingen...



Was, Du kennst diese Orte nicht?

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2 Kommentare:

  1. Ein gelungener Streifzug! Im Sommer lohnt es sich für eine Familie mit schulpflichtigen Kindern diese Tour als Tagesausflug direkt von Baabe einmal komplett um den See zu erwandern. Wir haben diese Tour früher mit Kindern des Ferienlagers unternommen. Abends waren alle Kindern müde und zufrieden. Diese Wanderung blieb ihnen im Gedächtnis hängen und sie erzählten davon beim Abschied ihren Eltern.

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  2. Das kann ich mir gut vorstellen. Moritzdorf und Moritzburg waren in meiner Kindheit und Jugend das Ziel von Wanderungen und Wandertagen. Der Blick über Baaber Beek und Having ist wirklich eine echte Belohnung und auch eine Wanderung um den Selliner See ist nur zu empfehlen. Leider fehlt dafür derzeit (noch) eine wirklich wichtige Zutat, die Ruderfähre...

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