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Es gibt viele Orte, die heute auf Rügen erwandert werden. Dumgenevitz gehört mit Sicherheit nicht dazu. Warum auch? Wer seinen Streifzug über die Insel mit diesem Ziel dennoch starten möchte, erreicht es am besten von Kasnevitz aus.

Der Fußweg von etwa 2 Kilometern ist bequem in etwa 25 Minuten zurückzulegen. Allerdings könnte man durchaus überrascht werden, denn: Dumgenevitz besitzt nicht mal ein Ortseingangsschild. Der Ort, der erstmals 1318 als "Dummagnevitze" seine Ersterwähnung fand ist eingebettet in eine leicht bewaldete Landschaft. Und: Wie überall auf der Insel grüßen auch hier bereits stapelweise geschlagene Baumstämme den Gast auf seinem Weg in Richtung Karnitz.


Der Flecken, der sich am Rand der Höhen um Putbus befindet, hätte wahrscheinlich keine große historische Bedeutung gehabt, wenn nicht vor 150 Jahren hier einer der bedeutendsten deutschen Reformpädagogen das Licht der Welt erblickt hätte. Sein Name? Hermann Lietz (s. Foto). Zugegeben, längst dürfte die Erinnerung an ihn verblasst sein und es ist mehr als fraglich, ob man sich in einer Zeit zunehmender historischer Demenz überhaupt an diesen Rüganer erinnern wird. Behalten wir also am 28. April die mediale Landschaft dazu im Auge.


Lietz wurde also in Dumgenevitz bei Kasnevitz als zweitjüngstes Kind – von neun Kinder – geboren. Sein Vater, Gottfried, war Gutsbesitzer und galt als offen, vertrauenswürdig und belesen. Seine Mutter, Emilie Elgeti, stammte aus einer Garzer Schneiderfamilie. Schon als Kind wurde Hermann Lietz von den Abläufen der Bewirtschaftung des Gutes, der Natur, aber auch von Sparsamkeit und Entbehrungen im Elternhaus nachhaltig geprägt. Nach der Unterrichtung durch einen Hauslehrer, besuchte er ab 1877 das Gymnasium in Greifswald. Jedoch führten schlechte schulische Leistungen zunächst zu einer halbjährigen Unterbrechung des Schulbesuches und schließlich zu einem Wechsel nach Stralsund, wo er am 9. März 1888 die Reifeprüfung ablegen konnte. Auch diese Erlebnisse, überalterte Lehrer und ein Paukunterricht mit Prügelstrafe, wirkten tiefgreifend in Lietz nach.


Bedingt durch seine frühe Prägung galten seine Neigungen sowohl der Landwirtschaft und der Gärtnerei als auch der Bildhauerei. Auch an sozialer Arbeit, sowie Lebens- und Glaubensdingen bestand sein großes Interesse. Nach dem Abitur wandte er sich jedoch zunächst der Theologie zu, hörte daneben Vorlesungen in Philosophie, Geschichte und Germanistik. Dann legte er die Oberlehrerprüfung ab und erhielt eine Lehrbefähigung für Philosophie, Deutsch, Religion und Hebräisch. Als Lebensstation folgte auf Jena die Rückkehr nach Putbus, wo er am Königlichen Pädagogium in Putbus ein Probejahr absolvierte und zwischenzeitlich auf dem elterlichen Gut half. Sich anschließende Lehrtätigkeiten - wieder - in Jena, Kötschenbroda und vor allem der englischen Grafschaft Derbyshire bestärkten ihn in seinem Ansinnen ein eigenes Schulmodell von der „Unterrichtsschule“ zur „Erziehungsschule“ zu entwickeln. Die dafür notwendigen Grundlagen fand er bei namhaften Vordenkern: Luther, Comenius, Pestalozzi, „Turnvater“ Jahn, Fröbel, Arndt und Fichte.


Heute gilt er uns als einer der bedeutendsten Reformpädagogen, denn seine Vorstellungen setzte er auch in die Praxis um. An seinem 30. Geburtstag – dem 28. April 1898 – gründete er das erste Landerziehungsheim in Deutschland. Weitere Eröffnungen folgten.

Dies alles sollte Grund genug sein, auch diesen Streifzug über die Insel als gerechtfertigt anzusehen. Schade nur, dass auch hier - an seinem Geburtsort - nichts an ihn mehr erinnert.

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