Full width home advertisement

Post Page Advertisement [Top]

Um es vorweg zu nehmen: Eigentlich hätte dieser Streifzug so nicht stattgefunden. Warum? Unter normalen Bedingungen hätte ich mich, so wie seit 30 Jahren, mit Freunden in Thiessow getroffen. Da uns dies allerdings unmöglich gemacht wurde, folgte ich einem Hinweis. So machte ich mich auf zum Ortsausgang von Putbus in Richtung Bergen und wanderte zunächst rechter Hand entlang der alten Trassenführung der Rügenschen Kleinbahn nach Süden.

Zugegeben! - man staunt nicht schlecht. Hier hat sich bereits einiges getan. Der alte Bahndamm ist weitestgehend vom Wildwuchs befreit, so dass man bereits problemlos das alte Viadukt erreicht. Einst wurde das Brückenbauwerk zur Überwindung der Normalspurstrecke Lauterbach - Bergen errichtet. So konnte die Kleinbahn damals auch den Anschluss über Garz nach Altefähr halten. Wenn man den Aufzeichnungen in Fachbüchern glauben mag, handelt es sich bei diesem Bau sogar um eine der ersten Spannbetonbrücken Deutschlands. 

Auch heute noch überwindet der kühn gezogene Bogen seine 23 ½ Meter. Und die Gesamtlänge dieses technischen Denkmals? Es ist etwas über 55 Meter lang, wobei dieser Zeitzeuge der Eisenbahngeschichte eine Breite von 2,80 Metern misst. 

Dabei macht die einst mit 10 mm starken Rundstäben bewehrte Brücke einen grundsoliden Eindruck. Wer weiß! Vielleicht findet bei ihr ja schon bald eine Betonsanierung statt und es werden sogar Schwellen und Schienen gelegt, um ein zukünftiges Befahren zu ermöglichen...

Weiter führt die Pfingstwanderung entlang der Normalspur der Eisenbahn, über einen kleinen Bach, der in meinen Kindheitserinnerungen als "Holle Beek" bezeichnet wurde. Es geht in Richtung Pastitz. Der Ort, welcher erstmals 1318 als "Parsetitze" Erwähnung fand, war lange Zeit im Besitz des Hauses Putbus. 

Das Gutshaus selbst lugt ein wenig versteckt hinter den Bäumen der Einfriedung hervor. Es soll im 18. Jahrhundert als eingeschossigen Haus mit seinem markanten zweigeschossigen Türmchen und einem Hof errichtet worden sein. Die Bezeichnung? "Neu Pastitz". 

In alten Unterlagen heisst es zudem, dass das nur 200 Meter östlich davon befindliche "Moystize" oder auch "Moistitz", ein Ort mit vier Bauernhöfen, in jener Zeit gelegt wurde, von den Karten damit verschwand und die Grundfläche vom Gutshof sich entsprechend vergrößerte.

Die Geschichte machte noch vor dem 1. Weltkrieg aus "Neu Pastitz" einfach "Pastitz". Und wer den eigentlichen Ursprung nun doch noch erreichen will, muss sich über den Bahndamm und dann linker Hand in Richtung Norden bewegen. Dieser Weg, der sich problemlos bewandern lässt, gabelt sich nach etwa 1000 Metern. Rechts liegt nun in Sichtweite jenes "Alt Pastitz", also der 1318 erwähnte Ort.

Der heutige Streifzug setzt sich jedoch in die andere Richtung fort, wodurch schon nach einigen Windungen die Straße von Putbus nach Bergen in Sicht kommt. Direkt an dieser erblickt man bereits vom Plattenweg aus das Forsthaus Pastitz. Es wurde im Tudorstil des 19. Jahrhundert errichtet. Ein Blick in alte Unterlagen des Königlichen Pädagogiums Putbus, verzeichnet übrigens einen Schüler der im Jahre 1866 in diesem Forsthaus wohnhaft war: Theodor Ristow. Damals war er Schüler der IV. Quarta. Und so drückte der junge Ristow mit Olof v. Lindequist (Wostevitz), August Halliger (Putbus) sowie August und Ludwig v. Blücher (Wasdow) die Schulbank - Familiennamen, die einigen sicher bekannt sein werden. Und: Auch sein Bruder Otto wurde damals als Schüler des Pädschen verzeichnet. 

Auch über den Forst Pastitz - der das Forsthaus einbettet - ist in jener Zeit einiges zu lesen: So wird in forstlichen Blättern berichtet, dass hier damals schottische Fasane ausgesetzt wurden. Aber auch Ungewöhnliches wird im ausklingenden 19. Jahrhundert vermeldet. So ist u.a. von Eichhörnchen die Rede, die zweifarbige Schwänze haben. Das es sich dabei keineswegs um Jägerlatein handelte, stellte schon bald Oberförster Wilken fest, als er eines dieser Tierchen erlegte. Ausgestopft soll diese Seltenheit dann in den Besitz der landwirtschaftlichen Anstalt in Berlin gelangt sein. Und auch in botanische Publikationen beschäftigte man sich mit dem Forst. So berichtet die "Flora oder botanische Zeitung" im Jahre 1870, dass sich hier eine "Ajuga mit ganz kurzen, rosettenförmigen Ausläufern fand", allerdings handelte es sich dabei um einige wenige Exemplare. 

Doch zurück zum Forsthaus Pastitz. Mit seinen kleinen Ecktürmchen wirkt es wieder wehrhaft und ist für viele durchreisende Autofahrer sicher ein unerwartet anmutiger Anblick. Wer nun allerdings wieder seinen Weg in Richtung Bahnübergang nach Putbus einschlägt, hat eine ganz andere Überraschung im Blick: Der am 1. Juli 1902 als Haltestation Pastitz in den Verkehr der Strecke Bergen - Lauterbach einbezogene Haltepunkt befindet sich in einem traurigen Zustand. 

Längst nagt der Zahn der Zeit auch an diesem historischen Gebäude. Mit seinem Fachwerk und der schlichten Laubsägearchitektur war es schon zu meiner Kinderzeit ein Halt, der nur selten Nutzung erfuhr. Wenn niemand stand, wurde auch keine Bremse betätigt. 

Heute ist er nur noch ein Relikt vergangener Zeiten. Kaum zu glauben, dass hier sogar einmal Fahrkarten verkauft wurden. Und überhaupt ist es schade, dass es an Pflege mangelt. Schon ist das Dach mit seinen durchgefeuchteten und morschen Sparren zusammengebrochen. Und: Eine Vergitterung soll von Schaden abhalten. Nur: Auf eine Reparatur scheint man noch nicht gekommen zu sein. Das nun entstandene Foto verbindet sich mit der Hoffnung, dass sich doch noch jemand für dieses einst schöne Gebäude interessiert. 

Soweit ein weiterer Streifzug über die Insel, der auch ein Gruß an alle ist, die in diesen Tagen nicht die Insel besuchen können und dürfen.


Was, Du kennst diese Orte nicht?

Altenkirchen,  AltefährAlt GremminAlt Reddevitz, Kap Arkona, Augusta-Victoria-SichtBakenberg,  Bergen, BinzBlieschowBohlendorfBoldevitzBorchtitz, Bug, BurtevitzBuschvitzCrampas, Dänholm, DarsbandDarz (heute: in Zirkow)DobberworthDolgeDolgemostDornbusch, Dranske,  Drigge 1Drigge 2DumgenevitzDummertevitzDumsevitzDwasiedenDwasieden(Schloß)FährinselFreesenort, Freetz, FliegersteinGagerGellenGeologenstein, Gingst, Glowe,  GlowitzGobbinGobbin ZiegeleiBurgwall bei GobbinGöhrenGoorGrabow,  GriebenGroß SchoritzGroß StresowGroß ZickerGrubnowGustowGüttinHans-Mallon-Grabmahl,  Hagen (bei Schmacht, seit 1953 Wüstung)Herzogsgrab in der Baaber HeideHoch HilgorHengstJarnitzKönigsstuhl,  Kartzitz,  Klein ZickerKlosterKreptitzer HeideKrimvitzLancken (Wittow),  Lancken (Jasmund),  Lancken-GranitzLauterbachLipsitz, Lietzow, Libnitz, Lobkevitz, LonvitzMaltzienMariendorfMiddelhagenMönchgraben, Mövenort, Muglitz, Neu Mukran, Mustitz (Wüstung)NadelitzNeparmitzNeuendorf (bei Boldevitz)Neuendorf (Hiddensee), Neu GremminNeukampNeu ReddevitzNipmerowNisteltzPalmer OrtPansevitzPastitzPatzigPlüggentinPoseritzPosewaldPromoiselProraInsel PulitzRalowRambinRalswiekReddevitzer HöwtRosengartenRöwenhagenRugard (Rügen-Burg)Rugard (Franzosendenkmal)Rugard (Hans Mallon Grab)Sagard,   SamtensSassnitz (Fischerdorf), SchloßbergSchmachtSchmachter SeeSeelvitz, Sellin, SemperSeramsSerpinSeramsSilmenitzSilvitz, Spycker,  StreuSuhrendorfSwantowTankowTempelberg mit dem Jagdschloß GranitzTeschenbergThiessowTribberatz (seit 1953 Wüstung)ÜselitzVenzBurgwall bei VenzVictoria-SichtVilmVilmnitzVittVitteWaase,  Waldhalle und Stein des Pommerschen ForstvereinsWandashorstWerderBurgwall WerderWiekWokenitzWoorkeWostevitzWreechenWreecher SeeWusseZehnmorgenZickersche BergeZiegensteineZirkowZudar

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bottom Ad [Post Page]