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Gerade wurde der Zug an das Dampfross angekoppelt. Nun kann es los gehen...

Vielleicht ist er der letzte der „Mohikaner“ – der „Rasende Roland“. Stetig dampft er nun seit weit über hundert Jahren über die Insel. Einst war gerade die Kleinbahn mit ihrer Spurweite von 750 mm von großer Bedeutung für die Landwirtschaft, doch mit der Motorisierung nahm auch die Bedeutung der Rügenschen Kleinbahn ab. Um so erfreulicher ist, dass sich ein Stück Eisenbahngeschichte – und die letzte Schmalspurbahn Vorpommerns – auf Rügen für die Rüganer als Nahverkehrsmittel und die Gäste als Touristenattraktion erhalten hat.

Dabei versetzt schon der Bahnhof Putbus viele ins staunen. Tadellos saniert, ist vor allem der Wiegeautomat zu einer kleinen Sensation geworden, in dem sich regelmäßig 20 Pfennige – nein Cent! - versenken lassen, um das eigene Körpergewicht – unter dem Blinken einer Lampe und dem unverkennbaren mechanischen Geräuschen einer Maschine – auf eine Pappkarte drucken zu lassen. So nostalgisch eingestimmt, kommt auch die Mitfahrt in einem der alten Salonwagen einem echten Erlebnis gleich. Wer die „Holzklasse“ dabei der perfekten Polsterung vorzieht, wird übrigens nicht bestraft. Das Gefühl einer soliden Ausstattung überwiegt. Und wann konnte man schon in den letzten Wochen einen Lederriemen für das Fester bedienen oder sein Gepäck in einem dafür vorgesehenen Netz ablegen? Nein, die Fahrt mit dem „Rasenden Roland“ ist immer noch etwas Besonderes. Während wir noch voller Erwartung auf die Ankopplung der Dampflokomotive warten, lassen auch die weiteren Fahrgäste nicht lange auf sich warten.


Die Holzklasse hat natürlich eine besondere Klasse... Links: Der Ofen.

Einer von ihnen ist Tim*. Es ist dabei erstaunlich zu beobachten, welche Faszination die Dampflok auch auf diese Generation – die mit Smartphone und Tablet aufwächst – noch macht. Seine Ausführungen zur Streckenführung offenbaren schon bald, dass er den Schaffner bereits tüchtig „gelöchert“ hat. Und auch die Fahrt von Putbus nach Göhren scheint nicht seine erste zu sein. Obgleich erst fünf Jahre, bringt er die Stationen der Streckenführung – nachdem wir Beuchow passiert haben - mühelos zusammen: „Als nächster Halt kommt Posewald, dann Seelvitz, Serams und Binz.“ Ein sächsischer Urlauber drängt derweil auf die Plattform. Der dunkle Dampf – mit seinem Eigengeruch – lässt allerdings auch Tim* die Nase rümpfen. „Es stinkt.“ kommentiert er, wobei der kleine Junge allerdings eher auf die Reaktion der Mitfahrenden abzuzielen scheint. Die reagieren recht unterschiedlich. Einige lächeln und ein Rüganer meint schließlich, für ihn wäre es, wie Parfum. Nach Jahren der Fremde ist er erstmals wieder auf der Insel und genieße diesen vertrauten Geruch, der sich in den letzten Jahren nicht verändert hat. Er zieht ihn dabei – wie zur Bestätigung – mit seinen Nasenflügeln ein. Überhaupt wird die „Holzklasse“ schon bald zum Ort des Austausches von Menschen, die sich vorher nicht kannten.

Man erzählt vom Urlaub zu DDR-Zeiten und von Mitfahrten auf dem Führerstand durch die Granitz, während der Heizer tüchtig den Kessel befeuerte. Zweifellos ist dieses technische Denkmal weit mehr als eine Maschine. Die liebevolle Bezeichnung „Rasender Roland“ spricht dabei bestimmt für sich. Nur die etwa 10 Kilometer lange Strecke nach Binz scheint am Ende einfach zu kurz gewesen zu sein. Plötzlich pfeift die Dampflokomotive und kündigt schon mal das Eintreffen im Ostseebad Binz an. Am Ende der Fahrt winken die Fahrgäste, die noch weiter reisen wollen. Mit dem Roland ist man eigentlich viel zu selten unterwegs...

(Dieser Beitrag ist auch in der Winterausgabe 2017 des Urlaubermagazins "á la Rügen" erschienen)

Blumen pflücken unterwegs? Vorsicht! Nicht hinauslehnen...


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