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Unser neuer Streifzug führt uns von Posewald über Nadelitz, Wobbanz und Muglitz nach Groß Stresow und im Anschluss nach Westen durch die Goor nach Lauterbach. Da wir bereits an dieser Stelle von Lauterbach bei Schnee und in Gegenrichtung über Groß Stresow zur Kleinbahn-Haltestation Seelvitz unterwegs waren, sind inhaltliche Doppelungen bzw. Ergänzungen nicht ausgeschlossen. Begonnen hat dieser Streifzug, wie schon beschrieben am Haltepunkt in Posewald, dieser ist nur unweit der alten Gutsanlage. 

Posewald, einst auch als "Puzdevultz" beschrieben, war lange Zeit - abgesehen von einem "Wimpernschlag der Geschichte" wo es den Bürgern Dietrich Gramelow und Albert Hövener zuzurechnen war - im Besitz der Familie Putbus. Ursprünglich noch aus Bauernhöfen und Katen bestehend, war es jedoch vor vielleicht 400 Jahren zur Wüstung geworden, bevor es wieder durch einen Gutshof besiedelt und so zum Vorwerk von Nadelitz wurde. 

Vorbei an dem an dem alten Gutshaus führt uns dann auch eine sehr schöne Allee in Richtung Nadelitz. Um es vorweg zu nehmen, selbst viele Einheimische sind hier noch nie entlang gewandert. Dabei lohnt es durchaus, den Weg über diese im Mai blühende Allee, die auch einen schönen Ausblick nach Vilmnitz und Putbus gewährt, zu nehmen. Vielleicht ist es sogar zu dieser Zeit eine der schönsten Alleen der Insel...

Nach etwa 1,5 km erreicht man bereits das einige Gassendorf Nadelitz, welches direkt an der alten Bäderstraße zwischen Putbus und Göhren sowie an einem Niederungsrand liegt. Die Eigentumsverhältnisse haben sich in den letzten Jahrhunderten gleich mehrfach geändert. Auch dieser Ort wurde einst dem Besitz der Familie Putbus zugeschrieben - allerdings gab es hier mehrere Überlassungen und Verkäufe, die auch eine Wirkung auf die Siedlungsstruktur des Ortes hatten. Überliefert ist, dass es hier viele Bauern gegeben haben soll, bevor ein Ackerwerk eingerichtet wurde - von dessen Hof vor allem die mit großen Feldsteinen errichteten Katen noch heute ein Blickfang sind. Weiter der Landstraße folgend, rechter Hand, würde man den "Karlstein" (s. auch Streifzug 29) finden, wir wandten uns nun aber nach Süden.

Dem Weg folgend, kommt man schon bald an eine Weggabelung. Rechts geht es in Richtung Freetz, einen alten Weiler, der früher sogar über eine Mühle (1336 erwähnt) verfügt haben soll. Wir wenden uns jedoch nach links in Richtung Wobbanz. Die Entstehung dieses Fleckens liegt immer noch im Dunkel der Inselgeschichte. Es ist allerdings davon auszugehen, dass der Ort auch seit je her zum Haus Putbus gehörte. Allerdings findet dieser erst im Jahre 1767 seine urkundliche Erwähnung, woraus sich schließen lässt, dass er zuvor keinerlei wesentliche Bedeutung hatte und auch lediglich als Einzelhof, einer Meierei von dem bereits erwähnten Freetz, diente.

In die Schlagzeilen gerät das Dorf ohnehin nur beiläufig, was schon bedingt durch die wenigen Einwohner ist. So berichtete 1908 das "Stralsunder Tageblatt", dass ein Vilmitzer Dienstmädchen durch ein Fenster in das Haus der Schweizerfrau einstieg, um Mütze, Schere, Schürzen und Dienstkleider zu entwenden. Da die Sache vor Gericht kam, ist auch das Strafmaß für Martha L. - die vorgab nur durch das Fenster gestiegen zu sein, um die Kinder zu beruhigen, die angeblich geschrien hätten - bekannt: Sie wurde kostenpflichtig für schweren Diebstahl zu 2 Wochen Gefängnis verurteilt. Auch wissen wir, dass in dieser Zeit - Anfang des 20. Jahrhunderts - der Gutspächter Rinck hieß. Ein anderer Fall betraf ein Sittlichkeits-Delikt. 1927 war die 15jährige Gertrud M. mit ihrer kleinen Schwester von Nadelitz nach Vilmitz unterwegs, als sie von einem unverheirateten Arbeitslosen aus Putbus mit dem Rad überholt wurde. Als dieser auf der Höhe vor Vilmnitz war, kehrte er um und überfiel die 15jährige, um sie zu vergewaltigen. Abgeschreckt von einem weiteren Radfahrer, der sich dem Geschehen näherte, ließ er ab und entfloh. Doch bereits drei Tage später wurde der Mann verhaftet...

Soweit ein kleiner Auszug aus der Geschichte von Wobbanz, dass sich nur ein paar hundert Meter vom noch weiter südlich gelegenen Muglitz - nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ort bei Boldevitz - befindet. Schon bei den ersten Schritten in dessen Richtung öffnet sich für Wanderer ein schöner Blick auf den Greifswalder Bodden und die kurz davor liegende Insel Vilm. Muglitz, so ist es in alten Unterlagen nachzulesen, gehörte im 19. Jahrhundert ebenfalls zu Freetz und wurde zu jener Zeit in seiner Erscheinung vor allem durch die beiden rohrgedeckten Fischerkaten aus Backstein unweit des Muglitzer Ortes geprägt.  

Von hier aus sind es nur noch etwa 2 km bis in das benachbarte Groß Stresow, dem wir uns bereits mehrfach (s. in unserm 15. Streifzug , 47. Streifzug und 94. Streifzug) gewidmet haben. Ergänzend dazu soll deshalb an dieser Stelle nur auf die beliebte Rast bei "Haases Eishütte" hingewiesen - die hier als Tipp nur unterstrichen werden kann. 

Nach Osten ging es nun wieder über Muglitz durch die Goor (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Dorf auf Wittow!). Sie ist - neben der Granitz, der Stubnitz, der Schmalen Heide, den Trupper Tannen, Dwasieden oder der Gingster Heide - ein bekanntes Waldgebiet und ist heute Teil des Biosphärenreservates Südostrügen. 

Schon alten Reiseführern wird die herrliche Buchenwaldung im Zusammenhang mit dem von Nord- und Ostwinden abgeschlossenen Friedrich-Wilhelmsbad, einst mit dem Lauterbacher Victoria-Hotel das einzige größere Haus des Ortes, erwähnt. Heute trägt es den Namen Badehaus Goor, Doch zurück zur Namensgeberin Goor. Elizabeth von Arnim merkt zu ihr an:

"Die Goor ist wirklich wunderschön. Der Pfad, den ich einschlug, windet sich durch dichtes schattiges Laubwerk und führt schließlich aus dem Wald zu einer glühend heißen, geschützten Stelle am Strand, wo die Sonne den ganzen Tag lang auf die Kieselsteine und das harte Stoppelgras brennt. Dort steht eine alte, sturmgepeitschte Eiche ganz allein am Wasser, gegenüber zeigt sich die bewaldete Seite von Vilm..."  

(Auszug aus dem Reiseroman "Elizabeth auf Rügen", 1904)

Nicht nur Autoren, wie die Engländerin Elizabeth von Arnim oder der Schlesier Gerhard Hauptmann, schätzten die urwüchsige Natur dieses derzeit sich selbst überlassenen Waldgebietes, sondern auch Maler, wie der Pommer Caspar David Friedrich (1774-1840). 

In diesem Jahr, wo auch sein 250. Jubiläum gefeiert wird, wurde unweit des Badehauses ein Denkmal des Bildhauers Thomas Jastram, welches an ihn erinnert, aufgestellt. Interessant: Dargestellt wurde er in "Altdeutscher Tracht", die zu seiner Zeit als Gesinnungstracht der "Demagogen" (wie die nach Freiheit Strebenden im Deutschen Bund, bezeichnet und so gesellschaftlich abgewertet wurden) verboten war. - Und: Hier hat er den Boden der Insel, die seinen Stil und sein Leben prägen sollte, betreten und er ist gleich mehrfach wieder gekommen. 

Dabei hat ihm das historische Leuchtfeuer am Lauterbacher Hafen , den Endpunkt unserer Wanderung, jedoch nie den Weg gewiesen. Es wurde erst 1904 von der Firma Pintsch als Seezeichen bei Ranzow errichtet und diente mit dem Leuchtfeuer am Kollicker Ort einst als Orientierungsfeuer auf der Halbinsel Jasmund. Nach seinem Rückbau 2002 wurde es zunächst als Denkmal am Kap Arkona wieder errichtet und kam dann zum Hafen nach Lauterbach. 



  


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