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Es gibt einige zu Unrecht vergessene Flecken auf der Insel: Einer von ihnen ist eine Landzunge am Kniepower See. Vielleicht wird bereits an dieser Stelle ein Stirnrunzeln beginnen. Wo liegt auf der Insel der Kniepower See? - Unser heutiger Streifzug führt uns zunächst nach Garz, die älteste Stadt der Insel Rügen. Wir fahren über die nördliche Straße in Richtung Karnitz. 

Am Ortsausgang von Garz kann man links noch gut das alte Bahnhofsgebäude der Rügenschen Kleinbahn erkennen, etwas später - rechter Hand - auch den alten Bahndamm auf dem heute der Radweg in Richtung Putbus führt. Wir fahren allerdings noch weiter. Dann wird schon bald auf der linken Seite eine Zufahrt in Richtung Kniepow und Bietegast ausgewiesen. Und schon bald erreichen wir auch den Ortseingang von Kniepow. Bedingt durch die kalte Jahreszeit, den Schneefall der letzten Tage und die kahlen Bäume ist nördlich davon bereits ein Ausläufer des Kniepower Sees zu entdecken. 

Er liegt südwestlich von Karnitz und erstreckt sich zwischen bewaldeten Höhen von Norden nach Süden mit einer leichten Krümmung in Richtung Osten. Der Zugang zu der Landzunge, dem Ziel unserer kleinen Wanderung, ist allerdings nicht ganz so einfach - auch weil dort, wo die Wanderung beginnt, ein Acker liegt, der nun nach dem gerade eingetretenen Tauwetter sehr stark aufgeweicht ist. Auf dem Feld zum Waldrand kann man schon deutlich an den Spuren erkennen, dass hier Wild zu finden ist. Bereits kurze Zeit später flüchten Rehe in Richtung Karnitz über den Acker. 

Nach vielleicht 150 Metern erreicht man den Beginn eines Erdwalls. Er zieht sich wie ein Riegel nach Norden und schützt die Landzunge landseitig nach Osten. Im Norden. Westen und Süden ist der natürliche Schutz durch den Kniepower See gegeben. Der Zugang, im Süden, von wo aus wir uns nähern, ist noch deutlich an dem nach Westen abfallenden Wall auszumachen. Eine Treppe, die dagegen den Wall hinauf führt, ist bereits seit längerer Zeit durch einen umgefallenen Baum zerstört und behindert das Vordringen. Ohnehin fällt auf, wie stiefmütterlich mit der Anlage umgegangen wird. Die letzten Pflegemaßnahmen scheinen bereits eine Ewigkeit her zu sein. Schon auf dem Weg zeugte eine schlechte Ausschilderung, kaputte Schilder und die eingeschränkte Begehbarkeit von mangelnder Pflege.

Wer die Treppe mit ihrem abgebrochenem Geländer dennoch zu begehen wagt und den umgestürzten Baum überwindet, kann auf einem langen Pfad den gesamten Wall entlang nach Norden in einer Länge von vielleicht 200 Meter laufen, während links und rechts das Gelände massiv abfällt. Am Ende erreicht man zwei Bänke, die einem eine Rast mit Blick auf den Kniepower See bieten. Auch ein Rückweg auf der Seite der durch den Wall geschützten Landzunge lohnt, weil so die Größe der Wallanlage - gerade in dieser Jahreszeit, wo die Bäume unbelaubt sind - erst richtig zur Geltung kommt. In alten Unterlagen ist die Wallhöhe mit 20 - 30 Fuß angegeben, was vielleicht heute noch bis zu 10 Meter sind. Allerdings ist auch hier der Bezug entscheidend.

Zur Einordnung wird die Kniepower Wallanlage bei den Binnenlandsburgen gebracht. Und es ist auffällig, dass sie - wie bei der Herthaburg oder dem Burgwall von Venz - in der Anlegung die natürlichen Gegebenheiten nutzt, um eine Schutzfunktion zu erzielen. Bereits die Untersuchungen der Rügenschen Burgwälle im Jahre 1868 zeigte, dass diese auf festen Böden oder sogar Höhen angelegt wurden. 

Merkmal der Tiefburg, wie die von Kniepow, ist auch die Anlage an Seen bzw. Sümpfen. Die nicht durch die natürlichen Hindernisse schützbaren Flächen wurden dann durch künstlich angelegte Erdwälle ergänzt. Auch bei Kniepow wurde die zur Aufschüttung genutzte Erde dazu von der Außenseite entnommen, wodurch auch die grabenartige Vertiefung entstand. Da es Scherbenfunde aus dem 10. bis 12. Jahrhundert gab, liegt eine entsprechende Entstehungszeit nahe. Wie es zu den Bezeichnungen "Königsberg" oder "Himmelsberg" in Bezug auf die Wallanlage gekommen sein soll, ist leider nicht nachvollziehbar. 

Ob es sich - wie Giesebrecht einmal meinte - auf den Halbinseln Wittow und Jasmund bei den Burgen mit ihren Wällen um "Trutzfesten" und auf dem übrigen Teil Rügens um "Schutzfesten" handelte oder nicht, bleibt umstritten. Schon Baier erhob jedenfalls im Kommissionsbericht von 1868 gegen diese Darstellung Einspruch. Ohnehin, das haben wir auch bei anderen Streifzügen über die Insel erfahren, liegt doch noch einiges im "Nebel der Geschichte". 

Giesebrecht merkte auch an, dass die Burgwälle von Zudar, Charenza, Serpin und Rugard - wie der von Kniepow - nur unweit der Landwege lagen, welche damals die Insel - von Norden nach Süden, von Nordosten nach Südwesten und von Osten nach Westen - durchquerten.  

Das unweit der Landzunge befindliche Kniepow, das auch in Bezug zum See und zum Burgwall steht, gehörte schon immer zu Bietegast. Auch wenn die Bedeutung des Ortsnamens unsicher ist, so liegt doch der Bezug auf ein "Tal" oder eine "Aue" nahe. 1318 als "Knypave" erstmals erwähnt, ist heute vielleicht kaum noch bekannt, dass sich zur Zeit der frühesten Erwähnung hier auch eine Mühle befand. Und: Während heute nur noch von Kniepow an sich die Rede ist, unterschied man früher zwischen Groß und Klein Kniepow. Das eine war - auch als Vorwerk bezeichnet - ein Einzelhof bzw. eine Meierei, das andere eine Holzwärterei und Schule. Der Besitz lag zwischenzeitlich in den Händen eines Bürgermeisters von Stralsund, später - wie Grümbke berichtete - beim Kloster St. Jürgen am Strande zu Stralsund. Beide Siedlungen haben sich bis heute erhalten.

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