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Das sowjetische Ehrenmal auf dem Marktplatz erinnert an Soldaten, die 1945 starben

Viele kennen die kleinste Stadt Vorpommerns wahrscheinlich nur von der Durchfahrt in Richtung Autobahn A20.  Andere verbinden mit Ihr die "Sonne" (dazu später mehr!). Und wieder andere werden sich bei einer Durchreise wohl vor allem an das sowjetische Ehrenmal auf dem Marktplatz erinnern, welches irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein scheint...

Seine erste Erwähnung fand der Ort wahrscheinlich im Jahre 1231. Rügenfürst Wizlaw I. hatte damals dem Abt Arnold von Camp vom Zisterzienserkloster "Altenkamp" am Niederrhein  die Errichtung eines Tochterklosters gestattet, dass schon bald den Namen "Neuenkamp" führte. Bestandteil der Stiftung für dieses Kloster war neben dem Flecken Richtenberg u.a. auch eine Salzquelle, Wald und weiterer Grundbesitz. Wie so oft war die Schreibweise in den ersten Jahren durchaus vielfältig: Mal war von Richeberg (1231), dann von Rikenberg (1242), später auch von Rychenbergk (1352) oder Richtenberghe (1508) die Rede. Bis 1535 jedenfalls blieb der Ort mit dem Kloster "Neuenkamp" auf der anderen Seite des Richtenberger Sees eng verbunden. Letzterer wiederum, war zwischenzeitlich von den Landkarten gänzlich getilgt worden und konnte erst im Jahre 2006 durch eine Aufstauung wieder hergestellt werden. Dadurch ergibt sich nun erneut (von der Richtenberger Kirche aus) ein schöner Blick über den See zum benachbarten Franzburg.

Blick auf den Richtenberger See

Die Pfarrkirche, die die meisten Durchreisenden heute kaum bemerken, trägt übrigens den Namen St. Nikolai. Das man sie nicht wahrnimmt, ist durchaus ungewöhnlich, denn sie wurde (südlich des Markplatzes) auf dem höchsten Punkt des Ortes errichtet. Doch längst hat sich der prachtvolle Backsteinbau hinter den Blättern der alten Bäume versteckt, so dass heute nur noch die Kirchturmspitze über diese hinaus ragt.

Die Richtenberger Kirche St. Nikolai

Sie offenbart sich dem Reisenden auch nur, wenn er sein Auto auf dem Marktplatz abstellt, aussteigt und in Richtung der ehemaligen "Biederstädtschen Brauerei und Brennerei" schaut. Wo einst der "Aechte Richtenberger" und damit wohl eine der populärsten pommerschen Traditionsmarken abgefüllt wurde, sieht es heute jedoch eher trostlos aus.

Gibt es für diese Fabrikanten-Villa am Markt noch eine Rettung? (Leider nicht mehr!)

Dennoch: Heute dürfte das Markenzeichen der Richtenberger Spirituosen - das Glas mit der dahinter befindlichen strahlenden "Sonne "- vielen sogar weit bekannter sein, als das Stadtwappen von Richtenberg selbst. Und: Auch dies ist kein Wunder! Denn: Wenn man alten Unterlagen glauben mag, reicht die Tradition der Richtenberger Spirituosen sogar bis in das Jahr 1789 (!) zurück.

Der Schornstein der ehemaligen Fabrikanlage

Auch wenn der Standort südlich des Marktes verlegt wurde: Auch nach 1945 kam ein "Richtenberger" immer noch aus Richtenberg! Gut 200 Jahre nach dem historischen Beginn der Schnapsbrenner stellte der "VEB Sonne" (im Jahre 1989) - noch im Vorfeld des 40. Jahrestages der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) - zusätzlich für eine halbe Mio. Mark Eierlikör her und wurde dafür mit dem Ehrenbanner ausgezeichnet. Nur kurze Zeit später war die DDR bereits in Auflösung und die Partei, die immer recht hatte, hatte einen neuen Namen (Aus der SED wurde die PDS). Aus dem "VEB Sonne" war die "Sonne Richtenberg, Pommern.Spirituosen GmbH" geworden.

...und weitere Gebäudeteile, die einst mit der Tradition der Schnapsbrenner in Verbindung standen...

Obgleich man der "Sonne" und den Richtenberger Schnapsbrennern weitere 200 Jahre gewünscht hätte, fand diese Tradition im Jahre 2003 sein jähes Ende. Zwar wird die Marke "Sonne Richtenberg" heute von einem anderen Unternehmen mit pommerschen Wurzeln ("Winkelhausen") weiter produziert, doch in Richtenberg selbst erinnert kaum noch etwas an diese bewegte Vergangenheit.

...Teil des Gebäudekomplexes südlich des Marktes

Wer sich an dem ungewöhnlichen Marktplatz (mit seiner dreieckigen Form) nun weiter in Richtung Osten auf der Langen Straße bewegt, kann noch das Rathaus der Stadt Richtenberg bewundern, welches 1895 mit einer Fassade aus Backstein errichtet wurde. 

Backsteinfassade des 1895 errichteten Richtenberger Rathauses

Die Stadt selbst hat sogar einen bekannten Schriftsteller hervorgebracht: Gert Prokop. Dieser war der geistige Vater von Absolon W. Beaver, der eigentlich nur "Pinky" genannt wurde. Sein Wunsch? Er wollte ein anerkannter Detektiv sein. Ein Wunsch, der für den Vollwaisen, der mit seinen Freunden „Monster“ und Marie-Antoinette „Prinzessin“ in einem Kinderheim von Kittsburgh lebt, in dem Kinderbuch Prokops möglich wird. Schließlich kann er schon bald dem stadtbekannten Millionär Morgan helfen und wird so schon bald zu einem Detektiv, der auch gerne von den "Reichen und Schönen" mit seinen Fähigkeiten in Anspruch genommen wird. Ob Richtenberg als städtische Kulisse Teil der Inspiration für diesen Klassiker der Jugendbuchliteratur war? Nun: Wenn man ein Kind sieht, auf das die folgende Beschreibung passt, könnte dies möglich sein (weil so die Geschichte beginnt und endet): "Pinky saß auf seiner Mülltonne und träumte..."

"Wo ist Pinky?"

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