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Nordöstlich von Stettin gibt es eine Vielzahl an Wasserläufen: Die Zampel, die Stepenitz, den Guben(bach), den Kupfergraben oder den Mühlenbach – um nur einige zu nennen. Doch in seiner Bedeutung konnte es wohl kaum einer von ihnen je mit der Bedeutung der Ihna aufnehmen. Doch wo fließt diese Ihna?

Der Fluß, der zur Unterscheidung von der „Faulen Ihna“ – einem Nebenfluss – auch als „Große Ihna“ bezeichnet wurde, hat seine Quelle als Bach im Ihnatal bei Nörenberg. Aus dem bergigen Gelände läuft sie zunächst durch eine sandige Gegend, wird durch weitere Zuläufe verstärkt, durchschneidet den Kremminer See, um sich dann in zwei Arme – die „Gestohlene Ihna“ und die „Ihna“ zu teilen. Noch vor Stargard vereinigen sich beide Flußläufe wieder (Anm.: nachdem die Ihna zuvor die Stübnitz und die „Faule Ihna“ aufgenommen hat): Die Ihna vereinigt sich dabei mit dem von Osten einfließenden Krampehl, in den die „Gestohlene Ihna“ mündete. So fließt die Ihna nun von Stargard über Gollnow in westliche Richtung und ist ein Zufluß des Dammschen Sees zwischen Langenberg und Ihnamünde.

Wie bedeutend dieser Fluß war, lässt sich aus einem uralten Rechtsstreit erahnen. Er dreht sich um die Frage, wer der Eigentümer der Ihna sei oder besser: Wem die freie Schifffahrt bis zum Salzmeer - der Ostsee – zusteht? Stargard oder Gollnow? Bis in das 20. Jahrhundert hinein sollte diese Frage sogar Juristen beschäftigen. Der Grund: Beide Städte stützten ihren Anspruch auf den Wasserlauf der Ihna aus Urkunden des 13. Jahrhunderts, die einst vom pommerschen Herzog Barnim I. (1210?-1278) ausgestellt worden waren. Wie einer Publikation von 1929 zu entnehmen ist, hatte die Stadt Stargard jedoch ein Problem: Die Stargarder Urkunde fiel einem Brand zum Opfer - es existierte lediglich eine Abschrift, weshalb sogar ein Rechtsgutachten eingeholt werden sollte. Wie dem auch sei: Ohne die 112 km lange Ihna wären weder Gollnow noch Stargard jemals Hansestädte geworden.

Nach dem Tode Barnims II. (1275-1295) erlangte die Ihna aber auch als Grenzfluß Bedeutung, da Pommern, abgesehen vom Bistum, in zwei Hälften geteilt wurde: Es entstanden die Herzogtümer Pommern-Stettin und Pommern-Wolgast. Während den „Wolgastern“ das Küstenland mit den Städten des lübischen Rechtes zufiel, war es bei den „Stettinern“ das Binnenland mit den Städten des Magdeburgischer Rechtes. Die Trennung beider Herzogtümer verlief jedoch nicht nur entlang der Stepenitz sondern eben auch an der Ihna, wobei Gollnow schon zu den „Stettinern“ gehörte.

Dazu kam, dass der Fluß, der die Städte Stargard und Gollnow direkt verbindet, im Mittelalter sogar als die bedeutendste Verkehrsader des Gebietes galt, die selbst Thomas Kantzow in seiner 1540 verfassten Chronik „Pomerania“ eine Erwähnung wert war. Auch wenn die Ihna keine großen Schiffe trug, so herrschte auf ihr doch ein reger Verkehr für dicke Kähne und Prähme. Der Transport umfasste Weizen, Vieh und Holz. Dieser legte sich zwar im Laufe der Zeit, hatte jedoch durchaus noch regionale Bedeutung: So transportierte ein gewisser Pautzsch im 19. Jahrhundert beispielsweise noch Münsterberger Raseneisenerze mit einem Fuhrwerk nach Ihnazoll, von wo sie auf Kähnen bis zum Eisenhüttenwerk in Torgelow transportiert wurden, um dort zum Schmelzen gebracht zu werden.

Es verwundert nicht, dass sich mit der Ihna auch zahlreiche sagenhafte Überlieferungen verbinden. Dabei geht es nicht nur um die Ankündigung derer, die Ertrinken werden, sondern auch um einen großen Schatz, der sich unter der Ihnabrücke in Gollnow befinden soll. Doch das eigentliche Körnchen Wahrheit liegt wohl in dem Schatz, den die Ihna als Lebensader bot. Stetig gab es Menschen, die diese Bestimmung verstärkten – so zum Beispiel den Landbaumeister David Gilly (1748-1808), der sich um die Melioration des Ihnabruches bei Stargard verdient gemacht hat, oder der Regierungsbaurat Schröder, der sich im 20. Jahrhundert bemühte, die Ihna wieder schiffbar zu machen. Heute könnte die Ihna wieder zum Schatz werden. Um diesen zu heben, wäre der touristische Wassersport vielleicht der richtige Ansatz.

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